Dezember 2018 — Christian Fiegler im Interview

Besuch des Berufsausbilder-Verbandes NRW bei der Firma Gebrüder Aurich in Rade­vorm­wald am 25.10.2018: Christian Fiegler im Interview mit dem Aus­bil­der­ver­band

Frage: In welchen Berufen bilden sie aus?

Christian Fiegler:

Wir stellen folgende Aus­bil­dungs­be­ru­fe zur Verfügung:

  • Kaufmann /-frau für Büro­ma­nage­ment
  • Fach­in­for­ma­ti­ker /-in für Sys­tem­in­te­gra­ti­on
  • Indus­trie­me­cha­ni­ker /-in
  • Maschinen- und Anla­ge­füh­rer (Tex­til­tech­nik) in den Fach­rich­tun­gen:
  • Schär­tech­nik
  • Wirk­tech­nik
  • Web­tech­nik
  • Tex­til­ver­ed­lung

Frage: Wie finden Sie geeignete Bewerber und Bewer­be­rin­nen?

Christian Fiegler:

Die zur Verfügung stehenden Aus­bil­dungs­plät­ze werden im Onlin­ever­zeich­nung der Agentur für Arbeit und per Anzeige in den Tages­zei­tun­gen angeboten. Meistens ist es aber so, daß durch Mund­pro­pa­gan­da der Aus­bil­dungs­platz besetzt werden kann.

Frage: Welche Anstren­gun­gen müssen Sie als Ausbilder unter­neh­men, damit die Aus­bil­dung im Einzelnen erfolg­reich wird? Welche Hilfen setzen Sie ein?

Christian Fiegler:

Wir nehmen unsere Aus­zu­bil­den­den von Anfang an an die Hand und versuchen ihnen in allen möglichen Belangen unter die Arme zu greifen.

Frage: Geben Sie auch zusätz­li­che Unter­stüt­zung z.B. für die Bewäl­ti­gung der theo­re­ti­schen Anfor­de­run­gen (auch, um die Berufs­schu­le zu schaffen)?

Christian Fiegler:

Sollten unsere Aus­zu­bil­den­den Probleme haben oder bekommen, sagen wir ihnen vom ersten Tag an, daß sie auf die jewei­li­gen Ausbilder/Ausbildungsbeauftragten zukommen sollen. Die Ausbilder/Ausbildungsbeauftragten haben nur die Mög­lich­keit, den Aus­zu­bil­den­den vor den Kopf zu schauen, aber nicht in den Kopf. Wenn wir keine Mit­tei­lung der Aus­zu­bil­den­den bekommen, können wir nicht helfen. Schlimm ist sowas, wenn erst durch eine Benach­rich­ti­gung der Schule Probleme zum Vorschein kommen. Keiner unserer Aus­zu­bil­den­den braucht „Angst“ zu haben.

Frage: Erhalten Sie auch Unter­stüt­zung von „außen“?

Christian Fiegler:

Unter­stüt­zung von außen können wir auch bekommen. Es gibt diverse Träger, die die Aus­zu­bil­den­den zusätz­lich unter­stüt­zen können. Aber die Aus­zu­bil­den­den müssen auch wollen, Hilfe, egal in welcher Art und Weise, anzu­neh­men.

Frage: Was machen Sie in Kri­sen­si­tua­tio­nen?

Christian Fiegler:

Sollten solche Situa­tio­nen auftreten, führen wir Ein­zel­ge­sprä­che mit unseren Aus­zu­bil­den­den und versuchen, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, den Aus­zu­bil­den­den wieder in die „richtige Bahn“ zu bringen. Bei einigen funk­tio­niert es nach dem ersten Gespräch, bei anderen dauert es etwas länger.

Frage: Welche Eigen­schaf­ten sollten die jungen Menschen mit­brin­gen?

Christian Fiegler:

Unsere Aus­zu­bil­den­den sollen den Willen mit­brin­gen, etwas lernen zu wollen.

Frage: Wie gehen Sie mit der heutigen Vielfalt junger Menschen um?

Christian Fiegler:

Es war eigent­lich immer schon so, daß manche junge Menschen etwas mehr an die Hand genommen werden müssen als andere. Wir versuchen den neuen Aus­zu­bil­den­den nahe zu bringen, daß Aus­bil­dung ein neuer großer Schritt in ihrem Leben ist. Bei manchen geht das schneller, andere brauchen etwas länger.

Frage: An wen sollen sie die Bewerbung richten?

Christian Fiegler:

Alle Bewer­bun­gen kommen zuerst bei mir an. Ich schaue mir die Bewer­bun­gen an und leite diese dann, mit meiner Stel­lung­nah­me zu der Bewerbung, an die zustän­di­gen Ausbilder weiter. Alle weitere ent­schei­den die Ausbilder dann selbst. Ich stehe natürlich jedem unter­stüt­zend zur Seite. Die Bewerber werden zu einem 1. Bewer­bungs­ge­spräch ein­ge­la­den, damit wir uns von der Person ein Bild machen können. Alle weitere ergibt sich dann.

Frage: Was sind die Ausbildungs- „Highlites“ bei Aurich?

Christian Fiegler:

Als „Highlite“ sehe ich, daß diese Berufe kaum noch exis­tie­ren. Hier beziehe ich das auf den gewerb­li­chen Bereich. Aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te gibt es so gut wie gar nicht. Deshalb bilden wir selbst aus, da wir diese Fach­kräf­te benötigen.

Frage: Führen Sie Ein­füh­rungs­ta­ge für die neuen Azubis durch?

Christian Fiegler:

Die neuen möglichen Aus­zu­bil­den­den haben die Mög­lich­keit vor Beginn der Aus­bil­dung ein Praktikum zu machen. Sinn ist es, den möglichen Aus­zu­bil­den­den im Vorfeld zu zeigen, welche Tätig­kei­ten im Rahmen der Aus­bil­dung auf sie zukommt.

Wir nehmen auch an den Berufs­feld­erkun­dungs­ta­gen für Schüler ab der 8. Klasse teil. Hier haben die Schüler dann die Mög­lich­keit mal rein­zu­schnup­pern und sehen, welche Berufe es überhaupt bei uns zu erlernen gibt.

Frage: Bieten Sie für die Indus­trie­me­cha­ni­ker die Zusatz­qua­li­fi­ka­tio­nen, die es nach der eil­no­vel­lie­rung im Elektro‑, Metall­be­reich und Mecha­tro­ni­kern gibt, an?

Christian Fiegler:

Unsere Aus­zu­bil­den­den zum Indus­trie­me­cha­ni­ker /-in können alle Zusatz­qua­li­fi­ka­tio­nen erhalten, die sie möchten. Das heißt, wenn es ihre Zeit zulässt. Wir unter­stüt­zen unsere Aus­zu­bil­den­den mit allem, was machbar und durch­führ­bar ist.

Frage: Haben die Azubis die den Beruf des Maschinen- und Anla­gen­füh­rers durch­lau­fen, später die Mög­lich­keit sich als Industriemechaniker/-in ausbilden?

Christian Fiegler:

Unsere Aus­zu­bil­den­den als Maschinen- und Anla­ge­füh­rer haben nach der 2‑jährigen Aus­bil­dung die Mög­lich­keit ein 3. Jahr anzu­hän­gen. Das heißt dann: Pro­duk­ti­ons­me­cha­ni­ker bzw. Pro­dukt­ver­ed­ler. Vor­aus­set­zung ist jedoch, wie fast überall, daß die schu­li­schen Leis­tun­gen (aber auch die Leis­tun­gen im Betrieb) stimmen. Die meisten Aus­zu­bil­den­den beenden aller­dings nach 2 Jahre Ihre Aus­bil­dung und wollen Geld verdienen.

Der Aus­bil­der­ver­band NRW dankt Ihnen, Herr Fiegler für dieses Interview. Wir freuen uns auf die kon­struk­ti­ve Zusam­men­ar­beit mit Ihnen und Ihrem Team.


Das Interview führte Gisela Westhoff (Vorstand BV-NRW)

Die Inter­view­fra­gen haben wir Herrn Fiegler im Anschluss an unseren Besuch ergänzend für die Ver­öf­fent­li­chung schrift­lich gestellt.